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Montag, 12. Dezember 2016

Laos 4


Phonsavan und die Ebene der Tonkruege

Ich verlasse Muang Khua, natuerlich ist jetzt die Touristeninfo besetzt, und moechte nach Phonsavan, in die Ebene der Tonkruege fahren. ( Ebene ist gut, sie liegt 1000 m hoch und es wird lausig kalt in der Nacht ). Der Busbahnhof liegt wie immer 5 - 10 km ausserhalb des Ortes. Wahrscheinlich wegen Platzmangel im Dorf.




Die Tuk Tuk Fahrer haben hier eine gute Lobby. Manchmal ist der Weg in die "Innenstadt" teurer als 300 km ueber Land mit dem Bus.
Seit 3 Stunden warte ich nun auf die Abfahrt. Da ich aber der einzige Passagier bin, wurde nun schon die 2. Abfahrt gestrichen und der Chef ist erst einmal zu Mittag. Ich soll warten, die Hauptbeschaeftigung neben schlafen. Kann man aber gut kombinieren.
Wieder kommt jemand und schaut, wie ich schreibe. Sie staunen und freuen sich ueber die komische Schrift. Koennen es aber nicht lesen, weil sie gerade keine Brille dabei haben. Alles klar. Passiert oefter - umgedreht aber genauso.
Nach 4,5 Stunden soll es nun los gehen. Der Fahrer fuellt noch reichlich Bremsfluessigkeit nach. Beruhigend ! Warum er das aber tun muss, darueber denke ich lieber nicht nach.
Als einziger Gast soll ich nun den doppelten Preis zahlen. Ein gelangweiltes Laecheln und ein Kopfschuetteln meinerseits und der Preis ist wieder der Alte. Alle lachen und jedem der vorbei kommt, wird die Story erzaehlt. Ich bin wohl in Laos angekommen. Ob das mit dem Preis ernst war oder nur ein Scherz, weiss ich nicht.
Jetzt liegen jedenfalls 17 Stunden Fahrt vor mir. Incl. 3 Stunden Aufenthalt unterwegs.


Phonsavan


Um 6 Uhr morgens bin ich am Ziel. Schnell ein Zimmer suchen und 2 oder 3 Stunden schlafen.
Der Ort liegt mitten im am dichtest bombardierten Teil von Laos im nie erklaerten Krieg mit den USA von 1964 bis 1973. Bomben und Minen sind hier all gegenwaertig, sogar als "Deko" in einem Restaurant.















Es wurden ueber 270 Millionen Streubomben und ueber 2 Millionen Tonnen Bomben abgeworfen. Alle 8 Minuten, 24 Stunden am Tag ueber 9 Jahre hinweg. Das sind 0,8 Tonnen pro Einwohner !
Von hier kam der Nachschub fuer den Vietkong und in der Naehe verlief der Ho-Chi-Minh-Pfad.
Davon liegen heute noch ca. 80 Millionen Streubomben und ca. 600.000 Tonnen anderer Bomben als Blindgaenger im Boden und finden noch heute ihre Opfer.

Ich befinde mich in der Mitte der Karte im roten Bereich.






























Allein zu gehen verbietet sich von selbst und so buche ich einen Tour zur Ebene der Tonkruege. Eigentlich sind sie aber aus Stein.



Diese "Toepfe" sind aus Steinen gemeisselt und ca. 2000 Jahre alt. Sie sind 0,5 bis 3 Meter hoch und wiegen bis zu 6 Tonnen. Wozu sie wirklich dienten, ist unbekannt. Einheimische Legenden besagen, dass sie als Vorratsbehaelter fuer Lao Lao, den Reisschnaps dienten, oder die "Schnapsglaeser" von damals hier lebenden Riesen waren. Beides zeugt von der Vorliebe der hier lebenden Laoten. Der hier selbst Gebrannte ist uebrigens wirklich gut !
Da aber menschliche Knochenreste gefunden wurden, geht man davon aus, dass die Kruege der Bestattung dienten.
















Nur noch wenige haben einen Deckel































Mehrere hundert Kruege gibt es hier.
Davor ein Bombenkrater.

Ein Baum hat den Krug "verinnerlicht".
































3 dieser Felder sind bislang geraeumt und koennen besichtigt werden. Uebrigens bestehen die Raeumkommandos ueberwiegend aus Frauen, wie auch im normalen Arbeitsleben. Bestimmt 70 % der Bauarbeiter die ich gesehen habe waren Frauen. Von Schachtarbeiten, ueber Maurerarbeiten bis hin zum Dach decken ueberwiegend weiblich. Die Maenner gehen jagen, fischen, sind Bootsfuehrer oder Chauffeur. Die bequemeren Sachen eben.
Auch duerfen die Frauen bei vielen Bergdoerfern erst essen, wenn die Maenner fertig sind. Wenn die nichts uebrig lassen, Pech gehabt ! Muessen eben genug kochen.
Tja, andere Laender, andere Sitten. Gut fuer mich ist aber, dass ich nicht aufessen muss ohne unhoeflich zu sein, wenn es mir nicht schmeckt.
Ich glaube, unterwegs gab es heute Ratte vom Grill. Hab ich mal nicht probiert. War zu lange drauf das arme Tier.



Ein paar Laoten in Ihrer traditionellen Kleidung kommen zum Fototermin hierher.
Ob heute ein Feiertag ist oder sie sich jedes Wochenende so schick kleiden, weiss ich noch nicht. Jedenfalls waren sehr viele so huebsch unterwegs.



Freitag, 9. Dezember 2016

Laos 3


Der Norden


Am Vortag traf ich jemanden aus Luang Prabang wieder, der ebenfalls Richtung Norden unterwegs ist. 
Um 11 Uhr soll das Boot nach Huang Khua abfahren. Es geht auch relativ puenktlich los, was keine Selbstverstaendlichkeit in Laos ist.
Hier spielt das Wort "Morgen" noch eine uebergeordnete Rolle.
Jedenfalls drehen wir nach 5 Minuten wieder um.

Es gibt noch ein paar Nachzuegler, die wir mitnehmen wollen. Jetzt beginnt das grosse Tauschen. 6 Leute aus unserem Boot in das Nachbarboot, was nur bis Muang Ngoy faehrt. Das Gepaeck bleibt aber hier !? Dann die 6 neuen Passagiere zu uns. Und schon nach 50 Minuten koennen wir ablegen und haben 6 weitere Stunden vor uns. Sitze gibt es keine, nur Holzbretter auf beiden Seiten in 10 cm Hoehe ueber dem Boden. Knie an Knie geniessen wir die Landschaft.



In Muang Ngoy wird dann wieder neu gemischt. Allerdings sind Thomas und ich die einzig verbliebenen Touristen. 
Am Ufer einzelne Huetten oder kleine Doerfer. Alle nur verbunden durch den Fluss. Strassen gibt es hier keine.
















Jetzt nach der Monsunzeit, die sich in den letzten Jahren um 2-3 Wochen immer weiter nach hinten verschoben hat, werden die Haenge am Fluss frisch bepflanzt. Das Hochwasser hat genug Naehrstoffe angespuelt. 


















Nach und nach steigen immer mehr Passagiere aus.




































Am Ufer geht alles seinen ruhigen Gang.




Die Bueffel liegen faul am Ufer


Oder sie schwimmen am Boot vorbei
















Diese grossen Tiere haben aber nur ein ganz zartes Stimmchen. Als einer "bruellte" dachte ich erst, es steht ein Kaelbchen dahinter. Ganz leise und schuechtern.




Bald ist allerdings Schluss mit der Idylle. Die Chinesen bauen hier mehrere Wasserkraftwerke mit insgesamt 6 Staustufen. Schon jetzt wird nur noch ein Drittel des Flusses Nam Ou auf laengeren Strecken befahren.




Das Land wird dann nicht mehr vom Fluss geduengt und die Menschen werden auf Hilfe angewiesen sein. Fuer Duengemittel haben sie kein Geld.





Die Sedimente werden dann nicht mehr abtransportiert, der Fluss bleibt braun und unterhalb am Mekong fehlen sie als Duenger. Auch dort werden die Menschen kaum noch etwas anbauen koennen. Ausserdem fehlen dann auch die Transportwege, so dass es Umsiedelungen geben wird.
Wahrscheinlich ist diese Bootsfahrt schon Ende naechsten Jahres nicht mehr moeglich.

Das Boot wird jetzt ziemlich leer, bis nur noch der Kapitaen und wir zwei an Bord sind.










Es ist zugig und es wird langsam kalt. 15 Grad zeigt mein Thermometer.
Gefuehlt viel kaelter. Die Landschaft ist aber immernoch einzigartig. Wir fahren an einigen Schiffen vorbei, die Gold waschen.




Kuz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir in Muang Khua. Der erste Eindruck im Halbdunkel ist erschreckend, aber bei Licht geht es wieder.
















Die Stadt lebt von den chinesischen Bauarbeitern und von Durchreisenden nach Vietnam. Es ist die einzige Strasse hinueber im Norden und die Grenze ist nur noch ca. 200 km weit entfernt.
















Tourismus spielt kaum eine Rolle. Aber es gibt eine Tourismusinformation...die aber nicht besetzt ist. Ich kann hineingehen und mir alles ansehen, aber ansonsten gibt es einen Zettel, wo man eine Nachricht hinterlassen kann. "Es kommt irgendwann jemand vorbei und schaut danach". Irgendwann !!! Tja....!?
Die naechsten 2 Tage jedenfalls schaut niemand. Wenn ich jemanden frage, verstehen tut er sowieso nichts, gibt es ein tomorrow zu hoeren. Das einzige Wort, was alle koennen.
Sehr schade, ich wollte eigentlich einen 2 oder 3 Tagestrip zu den Bergdoerfern machen. Allein, ohne Karte ist dies aber unmoeglich. Eine kleine Wanderung unternehme ich aber trotzdem.



Dies sind die Pfade, die man aber erst finden muss !




















Die Temperaturen liegen bei 30 Grad, bei einer moerderischen Luftfeuchtigkeit. Gegen 10 Uhr loest sich die dichte Bewoelkung auf, aber es bleibt den ganzen Tag dunstig und der Schweiss tropft aus allen Poren.



Und dann gab es noch die Beschallung !
Puenktlich um 6.30 beginnt erst leise und dann ohrenbetaeubend der Laerm aus den "Fluestertueten" im Ort. Leise beginnend hat wahrscheinlich die Toten, auf Grund von einem Herzinfarkt, halbiert.
Erst erschallen frisch und froehlich 2 Schlager und danach gibt es, wahrscheinlich, ein wenig Politunterricht. So laut und uebersteuert, mit einem Brummen im Hintergrund, dass ich am liebsten eine neue Anlage spendieren wuerde.
Das gleiche um 16.30. Nur mit dem Unterschied, dass inzwischen die eine oder andere Karaoke Bar schon lauthals quietscht.
Anders kann man es nicht bezeichnen. Es ist mir unergruendlich, warum die Asiaten so darauf abfahren. Ohne Ohrstoepsel ist dies einfach nicht zu ertragen. Ich gehe lieber zeitig schlafen.