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Montag, 23. Januar 2017

Vietnam 5



Im Mekongdelta


Auf Grund der kurzen Zeit in Vietnam, habe ich eine Tour ueber 2 Tage ins Mekondelta gebucht. Viel lieber waere ich in den Nationalpark gefahren, aber wie gesagt, die Zeit ist zu knapp.
Ich werde am Morgen am Hotel abgeholt und wir fahren dann 2-3 Stunden Richtung Delta.


Unterwegs machen wir an einer aussergewoehnlichen Raststelle Halt.



Ausser dem schoenen Park, gab es auch Speisen und Getraenke und einen Souvenirshop.




"Oh, was bin ich doch schoen !"





Hier kann man sich wirklich von einer Autofahrt erholen. Grosse Klasse.
Der naechste Stop war dann bei einem buddhistischem Tempel mit einem sehr lustigen dicken Buddha, der ueber alles wachte.















Der Tempel an sich war recht gross und auch sehr huebsch.














Im Hof wieder diese wunderbaren Arrangements aus Stein, Wasser und Pflanzen.
















Solche Weihnachts-
krippen fanden sich ueberall am Strassenrand. Einfach eine Plane, Alufolie, ein bisschen Spruehfarbe und eine CD als Heiligenschein. Fertig ! Von weitem sah die Plane wirklich wie ein Gebirge aus.




Orchideen und Lotuspflanzen sind immer wieder zu bewundern. 


Der kurze Abstecher in die Klongs war dann allerdings ein Desaster. Hier fahren die Boote extra nur fuer die Touris. Wie in Venedig mit den Gondeln, kann es dann aber auch zum Megastau kommen.
















Eine Weile ging gar nichts mehr. Alles schrie wie wild durcheinander, aber immer mehr wollten vorwaerts und keiner zurueck. Irgendwann ging es aber dann ein wenig.













Das Mekongdelta ist ein riesiges Schwemmgebiet, das staendig entwaessert werden muss, damit man dort leben und Landwirtschaft betreiben kann. Es ist durch unendlich viele Graeben durchzogen. Manchmal im Abstand von nur wenigen Metern.





















Am Abend werden wir dann mit einem Boot von unserer Gastfamilie abgeholt. Die Teilnehmerzahl ist von 50 auf 7 geschrumpft. Der Rest ist zurueck nach Sai Gon oder schlaeft im Hotel.

Eine Unterkunft mitten in den Klongs. Einfach, aber die Witsleute sehr herzlich und mein Zimmer voellig in Ordnung.



Zum Abendbrot gibt es Fisch, Reis, Gemuese, sowie gebratene und frische "Fluehlingslollen". Sie sprechen es wirklich so. Die rohen Rollen bestehen aus Reispapier, worin man sich selbst ein wenig Reis, Kraut und Fisch einwickelt. Koestlich.
Das Reispapier wird aus einer waessrigen Loesung aus Reisstaerke auf ein gespanntes Tuch aufgetragen, welches ueber einem grossen Wassertopf liegt. Im Wasserdampf einige Sekunden garen und dann auf einer Bambusmatte zum trocknen ausgelegt.


Nach dem Essen geht der Hausherr mit uns eine Runde durch das Dorf zum Kaffee trinken. Auf dem Rueckweg gab es Livemusik und viele Leute sassen beim Bier an den Tischen. Ich dachte, ein Bier kann ja nicht schaden und ging hin. 2 Maedels aus Oestereich schlossen sich sofort an. Ich fragte, ob man ein Bier bekommen kann, was natuerlich bejaht wurde. Erst jetzt bemerkten wir aber, dass wir uns mitten in einer Privatparty befanden. Aber schon waren wir die "Stars". Alle kamen und schuettelten uns die Haende. Essen wurde gereicht, was wir nicht ablehnen durften. Ein/zwei Leute sprachen ein paar Worte englisch, der Rest ging mit Google Uebersetzer. 
Jeder wollte immer wieder auf die Freundschaft von Deutschland und Vietnam anstossen. Alle hatten auch schon guten Vorlauf. Die Maedels mussten dann natuerlich auch noch Karaoke singen.
Gastfreundschaft hin oder her, ich habe in diesem Punkt gestreikt ! Einige Frauen machten dann schon mal sauber, aber gehen durften wir nicht. Wir muessen dort unbedingt schlafen und am naechsten Tag um 6 Uhr zum schwimmenden Markt mitkommen. Es ging aber leider nicht, wir hatten ja unsere Gruppe am Hacken. Incl. Rueckfahrt !
Es ist ein unvergesslicher Abend gewesen, aber irgendwann muss dann Schluss sein.
Als wir gingen, waren wir die letzten Gaeste von ungefaehr 20 Vietnamesen.

Nach einer kurzen Nacht fahren wir dann auch mit der Gruppe zum Markt.
Jetzt war mir auch klar, warum wir unbedingt mit unseren Partygaesten mitkommen sollten. Um 9 Uhr war naemlich der eigentliche Markt laengst vorueber und es waren nur noch einige Haendler uebrig.

Na, leider nicht zu aendern.



Mit dem Bus fahren wir dann weiter nach Sai Gon. An einer Raststaette sehe ich dann diese tollen Exemplare in einem Aquarium.



Zu Mittag bibt es dann in einem kleinen Restaurant diese lebende Speisekarte :


Ich habe mich fuer die letzteren entschieden.

Das grosse sind aber Pilze,nur die schmalen Streifen ist Schlange !

Einfach koestlich, wenn auch ziemlich festes Fleisch. Ist eben reine Muskulatur.
Ansonsten gab es ausser "normalen" Speisen noch Krabben, Aal und Ratten.
Voegel wurden gestrichen.



Einige werden jetzt vielleicht iiiihhhhh sagen, aber es ist doch interessant, dass die meisten Schwein, Shrimps oder ein Huhn aus Kaefighaltung essen, aber keine Schlange, Ratte, Meerschweinchen oder eine fette Kakerlake essen. Ich nehme mich da teilweise nicht aus. Uebrigens ein lebender Sagowurm soll auch ganz toll sein. Ich werde ihn aber wahrscheinlich nur frittiert essen.

Damit endet aber dann auch der erste Aufenthalt in Vietnam, aber ich werde sicher bald zurueck kommen. Ein schoenes und interessantes Land.

Samstag, 21. Januar 2017

Vietnam 4



Der Lange Krieg in Vietnam


Von Sai Gon aus mache ich einen Tagesausflug nach Cu Chi. Dort ist ein Freilichtmuseum ueber den Vietnamkrieg. In der Umgebung von Sai Gon hatte der Vietcong ein ca. 40 km langes Tunnelsystem aus dem 1. Indochinakrieg auf 220 km vergroessert.









Seit 1858 stand Vietnam unter franzoesischer Kolonialherrschaft und wurde von Frankreich brutal ausgebeutet. Die Menschen mussten unter erbaermlichen Bedingungen schuften. Unzaehlige starben jaehrlich an Hunger und Erschoepfung. 

Deshalb folgten sehr viele auch 1941dem Ruf von Ho chi Minh zum Befreiungskampf. Es waren nicht nur Kommunisten, die daran teilnahmen, sondern auch alle Teile der Bevoelkerung bis hin zu Moenchen und der hohen Feudalschicht. 1944 wurde die erste Partisaneneinheit gegruendet, aus der spaeter die Volksarmee hervorging. Sie wurde kurz Viet Minh genannt. Sie wurden militaerisch auch von den USA unterstuetzt.
Im 2. Weltkrieg besetzten Japaner das Land, aber Frankreich verwaltete es weiter. Im August wurde die unabhaengige Republik Vietnam ausgerufen. Ende 1945 besetzte Frankreich erneut den Sueden des Landes und es begann wieder der Guerillakrieg. Die USA unterstuetzten nun den Sueden des Landes. 1954 sandte Eisenhower die ersten 10 Bomber und Flugzeuge zum Abwurf von Napalm.
Als sich bei der Schlacht um Dien Bien Phu, von wo aus eigentlich die Franzosen die Vietnamesen besiegen wollten, eine Niederlage der Franzosen abzeichnete, verlangte Frankreich sogar von den Amerikanern den Abwurf von Atombomben, was zum Glueck nicht geschah. 20.000 Vietnamesen und 3000 Franzosen starben. Damit war ein 8 Jahre andauernder Krieg beendet. 
In Genf wurde zwischen den Grossmaechten, sowie Laos, Kambodscha und Vietnam vereinbart 1956 freie, gemeinsame Wahlen fuer ganz Vietnam abzuhalten. 80.000 Viet Minh zogen in den Norden ab.
Die USA befuerchteten eine Zustimmung von 80% fuer Ho chi Minh und unterzeichneten das Abkommen nicht. Sie setzten eine Marrionettenregierung im Sueden ein, die mit Ermordungen und Folterungen begann und riesige Internierungslager errichtete. Rund eine halbe Million Menschen waren in den Lagern.
Aber auch im Norden wurden ca. 50.000 Menschen verfolgt und umgebracht.

1969 griffen dann die USA direkt militaerisch ein und bombardierten auch Nordvietnam. In den folgenden 4 Jahren wurden mehr Bomben abgeworfen, als im gesamten 2. Weltkrieg zusammen. Die Nordvietnamesen begannen erst jetzt, den Sueden direkt zu unterstuetzen. Bis dahin wurde auf Vehandlungen gesetzt. Der Ho chi Minh Pfad wurde angelegt. 2 Betonstrassen, 5000 km lang mit vielen Parallelwegen. Dazu eine Erdoelpipeline von 3000 km. Alles im dichten Dschungel versteckt.
Der Vietcong, eine reine Partisanentruppe des Suedens hatte bald grosse Gebiete unter seiner Kontrolle. Um Sai Gon herum wurden die Tunnelanlagen erweitert.

Diese hier wurden extra fuer die Besucher erweitert. Normal waren sie 1,2 x 0,8 Meter klein. Ausser den kleinen Vietnamesen konnte sich darin niemand bewegen. Es gab bis zu 3 Etagen in 1 , 2 und 7m Tiefe. Dort lebten bis zu 16.000 Menschen, die manchmal Monate lang nicht an die Oberflaeche kamen.


Hospitaeler, Kuechen, Schlafraeume, alles war unterirdisch.









Damit der Rauch nicht den Standort verriet, gab es Rauchabzuege bis zu 100 m weit entfernt.

Alle 100 m waren Eingaenge und kleine, sehr kleine! Schuetzen-
loecher.


Daraufhin setzten die Amerikaner das Entlaubungsmittel, unter dem Namen Agent Orange ein. Anschliessend wurde alles mit Napalm abgebrannt. Bodentruppen leiteten Giftgas und Wasser in die Gaenge. Diese konnten aber an vielen Stellen schnell verschlossen werden. 
Noch heute, 40 Jahre danach, gibt es in diesen Gebieten viele Missbildungen bei Kindern. Verkrueppelte Gliedmassen und der sogenannte Wasserkopf. Ich habe in Sai Gon mehrere solcher Kinder auf der Strasse gesehen. Die Groesse eines einjaehrigen Kindes mit einem groesserem Kopf als ein Erwachsener, der gestuetzt werden muss. Diese Bilder werde ich wohl nicht so schnell wieder los.
2009 wurde in letzter Instanz in den USA eine Schadensersatzklage gegen die Hersteller von Agent Orange abgewiesen. Fuehrend war der Konzern Monsantos, der auch heute noch skrupellos die Umwelt zerstoert und Menschen in die Abhaengigkeit und den Ruin treibt. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Monsanto,_mit_Gift_und_Genen 
20 Millionen Liter Herbizide wurden versprueht. 400.000 Menschen starben an den Spaetfolgen bis 2009 die Agent Orange und andere Giftgase verursachen. Und kein Ende in Sicht.
Erst Obama gab mehr Gelder frei um zu helfen, die Boeden zu entgiften.
Der oberste Richter schloss mit den Worten: "Die Vietnamesen waren doch selber schuld."

In Vietnam wurden Kriegsverbrechen wie von Hitlerdeutschland veruebt und niemand wurde je zur Verantwortung gezogen.
1,1 Millionen gefallene Soldaten und ueber 4 Millionen (12-13% der Bevoelkerung) getoetete Zivilisten, eine erschreckende Bilanz.
1975 endete der nie erklaerte Krieg. In den folgenden Jahren dann noch der Krieg in Kambodscha, wo Vietnam das Terrorregime der Roten Khmer zerschlug. 
Ueber 30 Jahre lang Gewalt und Krieg. Wenn man dann in der jetzigen Zeit die weltoffenen, freundlichen und kontaktfreudigen Menschen trifft, ist es wirklich schon erstaunlich. Weder in Cu Chi noch sonst wo, habe ich uebertriebene Denkmaeler gesehen, die von Heldenpathos zeugen. Reine sachliche Informationen gab es. Auch wenn sehr touristisch. Auch einen Schiessplatz, wo man mit den eingesetzten Waffen selbst schiessen konnte gab es. Die dadurch entstandende Geraeuschkulisse auf dem Gelaende, verfehlte aber ihre Wirkung nicht.
2 Geschwister von unserem Guide, mit Spitznamen "John Wayne", wurden wohl auch in diesen Tunneln geboren. Er konnte uns viel ueber seinen Vater berichten, der als Bauer sich dem Vietcong anschloss.

Auf dem Rueckweg fuhren wir noch in eine Behindertenwerkstatt, die Lackarbeiten herstellt. Auf Keramikfliesen und Holztafeln werden Intarsien aus hoechstens 1qmm grossen gefaerbten Eierschalenstueckchen aufgeklebt, geschliffen und lackiert, und so entstehen diese Kunstwerke.



















Es war vielleicht kein sehr angenehmer Artikel, aber ich musste ihn einfach schreiben, da es mich doch sehr beschaeftigt hat. Wenn man sich vor Ort befindet, ist es eben anders, als wenn man nur die Bilder aus dem Fernsehen sieht. Das war schon in Laos , im Tal der Tonkruege so. Fuer weitere und ausfuehrlichere Informationen empfehle ich folgende Links:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vietnamkrieg

und auch:

https://www.agentorange-vietnam.org/geschichte-des-vietnamkrieges/



Dienstag, 17. Januar 2017

Vietnam 3



Ho-Chi-Minh-Stadt / Sai Gon


Eigentlich sagen alle den alten Namen Sai Gon, also werde ich es auch tun.
Die Anfahrt ist lang. Sehr lang !
Ueber Nacht mit dem Schlafbus immer an der Kueste entlang suedwaerts. Unterwegs ist an den Feldern zu sehen, dass es hier viel waermer ist. Es waechst alles das ganze Jahr ueber und es gibt nicht nur abgeerntete Felder, wie im Norden. Dadurch ist es zu dieser Jahreszeit auch viel gruener.

Riesige Sandduenen erstrecken sich bis zum Horizont.




In den Orten sind ein grosser Teil der Geschaefte mit kyrillischer Schrift versehen. 






Nach 24 Stunden Fahrt, kommt Sai Gon in Sicht. Mit ueber 7 Millionen Einwohnern expandiert die Stadt immer weiter in die Umgebung.


Diese Extreme sind unglaublich.















Auch in der Stadt stehen moderne Wolkenkratzer neben alten Bauten. In die Stadt bzw. heraus fuehren Strassen mit je 6 Spuren. 2 davon sind Bussen und Mopeds vorbehalten. Es wimmelt nur so von den Dingern.















Ein grosser Teil davon wird auch nur ausgeliehen. Alle paar hundert Meter ein Motorbikeverleih.



Ist sicher billiger und man muss sich nicht um einen Parkplatz kuemmern.



Unscheinbare Strassen, in denen nachts bis 4 Uhr die Partys gehen.
Sogar gegen 8 Uhr morgens, habe ich noch die letzten Partygaenger gesehen.

Fahrende Garkuechen sind staendig unterwegs. Man kann an der Strasse sitzen, gute Musik hoeren, ein Bier trinken und sich irgend etwas zu essen bestellen. Ist auch im Restaurant kein Problem, wenn man beim Nachbarn kauft. Selbst vor normalen Laeden werden abends die Stuehle herausgeholt, und  es gibt evtl. sogar Live Mucke.



In den engen Gassen sitzen die Vietnamesen abends beim Essen zusammen.
Fuer einen kleinen Stand findet sich ueberall ein Plaetzchen. Ich glaube, dass die Vietnamesen nur selten zu Hause kochen.









Baugrund ist aber anscheinend recht teuer. Ich habe nachgemessen, dieses Haus ist knapp ueber 3m breit.



Erwaehnenswert ist auch die Vorliebe fuer Bonsais oder Bonsai aehnliche Pflanzen. Sie stehen ueberall. In klein und riesig gross.































Seit langer Zeit sehe ich wieder ein Land, wo die Menschen Sinn fuer Estethik haben. Gibt es weder in den suedamerikanischen Laendern, die ich besucht habe, einschliesslich Karibik noch im sonstigen Asien. Am meisten haben ihn, von den Laendern die ich kenne, die Norweger. Gefolgt von Deutschland, Oestereich und der Schweiz.



Blumenrabatten in den Parks der Stadt.














Sai Gon ist keine Stadt, die man unbedingt besuchen muss, aber eine ziemlich moderne Grosstadt. Schnelles Internet gibt es uebrigens fast ueberall in Vietnam. Freies W-Lan auch an allen oeffentlichen Stellen und in den Bussen. 
Es herrscht die sozialistische Marktwirtschaft nach dem Vorbild Chinas, aber ohne die grosse erkennbare Ueberwachung, Propaganda oder Einschraenkungen.