Seiten

Werbung

Diese Seiten enthalten Werbung

Amazon

Samstag, 21. Januar 2017

Vietnam 4



Der Lange Krieg in Vietnam


Von Sai Gon aus mache ich einen Tagesausflug nach Cu Chi. Dort ist ein Freilichtmuseum ueber den Vietnamkrieg. In der Umgebung von Sai Gon hatte der Vietcong ein ca. 40 km langes Tunnelsystem aus dem 1. Indochinakrieg auf 220 km vergroessert.









Seit 1858 stand Vietnam unter franzoesischer Kolonialherrschaft und wurde von Frankreich brutal ausgebeutet. Die Menschen mussten unter erbaermlichen Bedingungen schuften. Unzaehlige starben jaehrlich an Hunger und Erschoepfung. 

Deshalb folgten sehr viele auch 1941dem Ruf von Ho chi Minh zum Befreiungskampf. Es waren nicht nur Kommunisten, die daran teilnahmen, sondern auch alle Teile der Bevoelkerung bis hin zu Moenchen und der hohen Feudalschicht. 1944 wurde die erste Partisaneneinheit gegruendet, aus der spaeter die Volksarmee hervorging. Sie wurde kurz Viet Minh genannt. Sie wurden militaerisch auch von den USA unterstuetzt.
Im 2. Weltkrieg besetzten Japaner das Land, aber Frankreich verwaltete es weiter. Im August wurde die unabhaengige Republik Vietnam ausgerufen. Ende 1945 besetzte Frankreich erneut den Sueden des Landes und es begann wieder der Guerillakrieg. Die USA unterstuetzten nun den Sueden des Landes. 1954 sandte Eisenhower die ersten 10 Bomber und Flugzeuge zum Abwurf von Napalm.
Als sich bei der Schlacht um Dien Bien Phu, von wo aus eigentlich die Franzosen die Vietnamesen besiegen wollten, eine Niederlage der Franzosen abzeichnete, verlangte Frankreich sogar von den Amerikanern den Abwurf von Atombomben, was zum Glueck nicht geschah. 20.000 Vietnamesen und 3000 Franzosen starben. Damit war ein 8 Jahre andauernder Krieg beendet. 
In Genf wurde zwischen den Grossmaechten, sowie Laos, Kambodscha und Vietnam vereinbart 1956 freie, gemeinsame Wahlen fuer ganz Vietnam abzuhalten. 80.000 Viet Minh zogen in den Norden ab.
Die USA befuerchteten eine Zustimmung von 80% fuer Ho chi Minh und unterzeichneten das Abkommen nicht. Sie setzten eine Marrionettenregierung im Sueden ein, die mit Ermordungen und Folterungen begann und riesige Internierungslager errichtete. Rund eine halbe Million Menschen waren in den Lagern.
Aber auch im Norden wurden ca. 50.000 Menschen verfolgt und umgebracht.

1969 griffen dann die USA direkt militaerisch ein und bombardierten auch Nordvietnam. In den folgenden 4 Jahren wurden mehr Bomben abgeworfen, als im gesamten 2. Weltkrieg zusammen. Die Nordvietnamesen begannen erst jetzt, den Sueden direkt zu unterstuetzen. Bis dahin wurde auf Vehandlungen gesetzt. Der Ho chi Minh Pfad wurde angelegt. 2 Betonstrassen, 5000 km lang mit vielen Parallelwegen. Dazu eine Erdoelpipeline von 3000 km. Alles im dichten Dschungel versteckt.
Der Vietcong, eine reine Partisanentruppe des Suedens hatte bald grosse Gebiete unter seiner Kontrolle. Um Sai Gon herum wurden die Tunnelanlagen erweitert.

Diese hier wurden extra fuer die Besucher erweitert. Normal waren sie 1,2 x 0,8 Meter klein. Ausser den kleinen Vietnamesen konnte sich darin niemand bewegen. Es gab bis zu 3 Etagen in 1 , 2 und 7m Tiefe. Dort lebten bis zu 16.000 Menschen, die manchmal Monate lang nicht an die Oberflaeche kamen.


Hospitaeler, Kuechen, Schlafraeume, alles war unterirdisch.









Damit der Rauch nicht den Standort verriet, gab es Rauchabzuege bis zu 100 m weit entfernt.

Alle 100 m waren Eingaenge und kleine, sehr kleine! Schuetzen-
loecher.


Daraufhin setzten die Amerikaner das Entlaubungsmittel, unter dem Namen Agent Orange ein. Anschliessend wurde alles mit Napalm abgebrannt. Bodentruppen leiteten Giftgas und Wasser in die Gaenge. Diese konnten aber an vielen Stellen schnell verschlossen werden. 
Noch heute, 40 Jahre danach, gibt es in diesen Gebieten viele Missbildungen bei Kindern. Verkrueppelte Gliedmassen und der sogenannte Wasserkopf. Ich habe in Sai Gon mehrere solcher Kinder auf der Strasse gesehen. Die Groesse eines einjaehrigen Kindes mit einem groesserem Kopf als ein Erwachsener, der gestuetzt werden muss. Diese Bilder werde ich wohl nicht so schnell wieder los.
2009 wurde in letzter Instanz in den USA eine Schadensersatzklage gegen die Hersteller von Agent Orange abgewiesen. Fuehrend war der Konzern Monsantos, der auch heute noch skrupellos die Umwelt zerstoert und Menschen in die Abhaengigkeit und den Ruin treibt. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Monsanto,_mit_Gift_und_Genen 
20 Millionen Liter Herbizide wurden versprueht. 400.000 Menschen starben an den Spaetfolgen bis 2009 die Agent Orange und andere Giftgase verursachen. Und kein Ende in Sicht.
Erst Obama gab mehr Gelder frei um zu helfen, die Boeden zu entgiften.
Der oberste Richter schloss mit den Worten: "Die Vietnamesen waren doch selber schuld."

In Vietnam wurden Kriegsverbrechen wie von Hitlerdeutschland veruebt und niemand wurde je zur Verantwortung gezogen.
1,1 Millionen gefallene Soldaten und ueber 4 Millionen (12-13% der Bevoelkerung) getoetete Zivilisten, eine erschreckende Bilanz.
1975 endete der nie erklaerte Krieg. In den folgenden Jahren dann noch der Krieg in Kambodscha, wo Vietnam das Terrorregime der Roten Khmer zerschlug. 
Ueber 30 Jahre lang Gewalt und Krieg. Wenn man dann in der jetzigen Zeit die weltoffenen, freundlichen und kontaktfreudigen Menschen trifft, ist es wirklich schon erstaunlich. Weder in Cu Chi noch sonst wo, habe ich uebertriebene Denkmaeler gesehen, die von Heldenpathos zeugen. Reine sachliche Informationen gab es. Auch wenn sehr touristisch. Auch einen Schiessplatz, wo man mit den eingesetzten Waffen selbst schiessen konnte gab es. Die dadurch entstandende Geraeuschkulisse auf dem Gelaende, verfehlte aber ihre Wirkung nicht.
2 Geschwister von unserem Guide, mit Spitznamen "John Wayne", wurden wohl auch in diesen Tunneln geboren. Er konnte uns viel ueber seinen Vater berichten, der als Bauer sich dem Vietcong anschloss.

Auf dem Rueckweg fuhren wir noch in eine Behindertenwerkstatt, die Lackarbeiten herstellt. Auf Keramikfliesen und Holztafeln werden Intarsien aus hoechstens 1qmm grossen gefaerbten Eierschalenstueckchen aufgeklebt, geschliffen und lackiert, und so entstehen diese Kunstwerke.



















Es war vielleicht kein sehr angenehmer Artikel, aber ich musste ihn einfach schreiben, da es mich doch sehr beschaeftigt hat. Wenn man sich vor Ort befindet, ist es eben anders, als wenn man nur die Bilder aus dem Fernsehen sieht. Das war schon in Laos , im Tal der Tonkruege so. Fuer weitere und ausfuehrlichere Informationen empfehle ich folgende Links:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vietnamkrieg

und auch:

https://www.agentorange-vietnam.org/geschichte-des-vietnamkrieges/



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen